Auracast – Stand Oktober 2025

Neben der künstlichen Intelligenz (siehe auch Künstliche Intelligenz in Hörgeräten – Stand Oktober 2025) war das zweite heiße Thema auf der EUHA (dem europäischen Hörakustikkongress) die neue Bluetooth-Funktion Auracast. Auracast wurde in den letzten Jahren entwickelt, um energiearmes, hochqualitatives Audiostreaming auf mehrere Empfänger zu ermöglichen. Es wurde insbesondere zusammen mit Hörsystemherstellern entwickelt, so dass es auch für Hörgeräte funktioniert. Auf der EUHA 2025 habe ich mit allen großen Hörgeräteherstellern gesprochen, um herauszufinden, wie es um Auracast in ihren Produkten und um ihre Zukunftsplänen steht. Außerdem nahm ich an einem sehr interessanten Workshop zum Thema teil.

Yaser Georgos von Resound hinter zwei Tischen mit verschiedenen Laptops und anderen Geräten die Auracast senden oder empfangen
Auracast-Geräte zum Anfassen beim Workshop

Hinweis: Wenn du bisher noch nicht viel zu Auracast und seinen Vorteilen – besonders gegenüber herkömmlichen Bluetooth oder Induktion – gehört hast, so empfehle ich dir folgende Artikel von mir: Die Hoffnung am Bluetooth-Himmel (01.12.2021), Auracast – Wie ist der Stand der Dinge? (01.11.2023), Akustiker und die Ringschleife (15.07.2023), Auracast versus Induktion – welchen Zug nimmst du? (15.08.2024), und Zusammen Musik hören durch Auracast – auch mit Hörgeräten (08.09.2025).

Bei den Gesprächen mit den Hörgeräteherstellern habe ich mich auf folgende Fragen konzentriert.

Auracast-bereit oder -fähig?

Auracast ist eine Funktionalität von Bluetooth Low Energy Audio (LE Audio). Letzteres ist wiederum eine Weiterentwicklung von Bluetooth Low Energy (LE ohne “Audio”), welches kein Audio-Streaming unterstützt hat. LE Audio wurde mit der Bluetooth Version 5.2 spezifiziert. Zwar funken LE und LE Audio auf der gleichen Frequenz, aber viele ältere Chips unterstützen nur LE und nicht LE Audio. Es gibt aber Geräte, die bisher LE anbieten und von der Hardware her schon alles mitbringen, was man auch für LE Audio braucht. Das wiederum heißt, dass die Hersteller durch ein Software-Update aus so einem LE Gerät ein LE Audio Gerät machen können. Das haben sich in den letzten Jahren auch viele Hörgerätehersteller zu Nutze gemacht. Sie haben schon mal die Hardware eingebaut, aber sind noch dabei, die Software zu entwickeln.

LE Audio bedeutet Streaming mit einer 1:1 Verbindung ähnlich wie bei klassischem Bluetooth, aber mit geringerem Stromverbrauch. Darauf aufbauend gibt es die Auracast-Funktionalität, die Streaming von einer Quelle zu mehreren Empfängern ermöglicht. Wiederum durch eine Herstellerentscheidung und durch ein Software-Update können aus LE-Audio Geräten Auracast-fähige Geräte gemacht werden. Hersteller, die das auch vorhaben, vermarkten sie als “Auracast-ready”, also “bereit für Auracast”. Bei diesen Geräten kannst du heute konkret noch kein Auracast benutzen, aber in ein paar Jahren wird es dann Updates geben, mit denen diese Funktionalität nachgeliefert wird. Auracast-fähige Geräte sind einen Schritt weiter. Diese haben schon die passende Software und können von dir sofort mit Auracast genutzt werden.

Wenn du dich für Auracast interessierst, solltest du beide Optionen bedenken. Möchtest du sofort dabei sein oder reicht dir die Aussicht, dass das irgendwann kommt? Bei letzterer Option möchte ich zu bedenken geben, dass es bei der Auracast-Implementation durchaus Unterschiede geben kann, darin wie gut die Qualität der Streams und die Bedienbarkeit der App (sofern sie relevant ist) hier ist. Das kannst du bei Auracast-bereiten Geräten leider noch nicht testen, und somit kaufst du die Katze im Sack. Auch hast du keine Garantie, dass dieses Update kostenlos sein wird, das würde ich auf jeden Fall beim Kauf erfragen.

Einfluss auf den Markt der Hörgeräte-Accessoires

Eine meiner Meinung nach sehr positive Entwicklung wird es bei Hörgeräte-Accessoires geben. Bisher war es so, dass du zu deinen Hörsystemen noch eine ganze Menge kleiner extra Geräte kaufen musstest – für viel Geld und seltenst von der Krankenkasse oder anderen Kostenträgern bezahlt. Dabei hat jeder Hersteller erzwungen, dass seine Hörgeräte nur mit seinen Accessoires funktionieren. Für uns Kunden bedeutet das, dass es quasi keinen Wettbewerb bei Fernsehadaptern und co gab. Du warst gezwungen, den einen zu kaufen, der zu deinen Hörgeräten passt. Mit Auracast wird der Markt geöffnet. Da es ein offener Standard ist, kann nun jede Firma (egal ob Hörgerätehersteller oder nicht) Auracast-Sender bauen, mit denen du dein Hörsystem und Fernseher oder Laptop verbinden kannst (in Zukunft vermutlich sogar direkt in diese Geräte eingebaut, also Auracast-fähige Laptops und Fernseher). Diese sind nicht nur für Hörgeräte gedacht, sondern auch für Auracast-fähige Kopfhörer, haben daher größere Stückzahlen und niedrigere Preise. Vor allem wird es hier einen Markt geben, wo du zwischen verschiedenen Angeboten wählen kannst, ohne dass dein Hörgerät die Wahl einschränkt. Natürlich bedeutet das für die Hörgerätehersteller, dass sie dann mehr Konkurrenz haben. Ich habe sie unter anderem gefragt, wie sie damit umgehen.

Lösung für den Übergang

LE Audio und Auracast sind schwer im Kommen, aber eben immer noch in den Kinderschuhen. Auracast kannst du mit deinen Auracast-fähigen Hörgeräten erst nutzen, wenn auch das sendende Gerät Auracast kann. Zwar gibt es schon einige Geräte, die das können, z.B. neuere Google Pixel-Telefone und Samsung Galaxy Smartphones. Viele Geräte können immerhin schon LE Audio, also die Voraussetzung für Auracast. Ab 2028 muss in den USA jedes Mobiltelefon kompatibel zu Hörgeräten sein, was de facto darauf hinausläuft, dass alle Handys in Zukunft Auracastfähig sind. Mit solchen Handys kannst du dann über Auracast Audiosignale streamen. Um andere Auracast Streams auszuwählen, brauchst du nicht unbedingt ein Auracast-fähiges Mobiltelefon, sofern die Hörgeräte-App diese Funktionalität mitbringt.

Aber die meisten Geräte, die du jetzt schon besitzt, werden noch kein Auracast können. Da ist dann die berechtigte Frage, ob es eine Lösung für den Übergang gibt. Diese liegt wieder in kleinen Zusatzgeräten wie Dongles oder Adaptern, die kleine Auracast-Sender sind und mit Klinkenstecker oder USB verbunden werden können. Im Vergleich zu den alten Hörgeräte-Accessoires sind diese allerdings herstellerunabhängig.

Die Qualitätsstufen

Bei Audiostreams ist ein Qualitätsmerkmal die Abtastrate. Das ist quasi eine Maßeinheit, in wie kleinen Abständen das Audiosignal digitalisiert wird. Je höher die Zahl, desto besser klingt der Stream. Die Auracast Spezifikation bietet hier drei Qualitätsstufen: 16 kHz, 24 kHz und 48 kHz. In welcher Qualität ein Auracast-Stream gesendet wird, entscheidet die Konfiguration des Senders. Je höher die Qualität, desto mehr Daten müssen übertragen werden und desto mehr Strom kostet es auf Seiten des Empfängers. Leider ist es so, dass Hörgeräte zu den Auracast-Empfängern gehören, die sich nicht so viel Strom leisten können. Deshalb können Auracast-fähige Hörgeräte keine 48 kHz. Damit alle teilhaben können und es noch gut klingt, ist es daher empfehlenswert bei Sendern auf maximal 24 kHz zu senden oder zwei Streams in jeweils 24 kHz und 48 kHz anzubieten, so dass die Hörsysteme nicht außen vor sind. In der Schweiz wird das beim Bau von Höranlagen schon so empfohlen. Ich hoffe sehr, dass das in Deutschland auch so passiert. Es wäre schlecht, wenn es zwar überall Auracast-Streams gibt, aber die zu hochqualitativ für Hörgeräte sind und wir Menschen mit Schwerhörigkeit dann wieder anfangen müssen zu diskutieren.

Folie mit einem Diagramm, welches die Frequenzbereiche und Lautstärken von Sprache und Musik zeigen mit Kästen darum, welche Abtastrate das abdeckt.
Folie: Pro Audito Schweiz

App oder Betriebssystem

Anders als bei Induktionsanlagen, muss man bei Auracast auf irgendeine Weise den Stream auswählen. Das ist nötig, weil es mehrere Streams im gleichen Raum geben kann (z.B. in verschiedenen Sprachen) und weil man Streams auch verschlüsseln kann und dann irgendwo das Passwort eingeben muss. Das ist ähnlich wie bei WLAN-Netzen. Man braucht also in irgendeiner Form eine Oberfläche, wo man das tun kann. Hier ist die Entwicklung noch recht jung und hier wird sich sicherlich noch viel tun. Das Google Android Betriebssystem für Mobiltelefone bietet hier schon im Betriebssystem integriert die Möglichkeit. Apple hat sich da bisher noch nicht zu geäußert. Um diese Lücke zu füllen gehen Hörgerätehersteller mit Auracast-Systemen dann zum Beispiel hin und integrieren diese Funktionalität des Stream-Auswählens in ihre Hörgeräte-App.

Die Stimmen der Hörgeräte-Hersteller

– in alphabetischer Reihenfolge. Bedenkt, dass man auf so einer Messe immer nur Zeit für kurze Gespräche hat und dies wirklich nur ein Überblick sein kann.

  • AudioService ist bisher noch nicht ins Auracast Business eingestiegen. Sie preisen auch noch keine LE-Audio-fähigen oder Auracast-bereiten Geräte an. Ähnlich wie Signia sind sie auch den Weg gegangen Geräte mit klassischen Bluetooth (in ihrer ITBC Plattform) anzubieten. 
  • Oticon hat mit den Intent-und Zeal-Geräten bereits Auracast-fähige Hörgeräte. Die Firma geht davon aus, dass LE Audio und Auracast die Zukunft in Sachen Hörsystemkonnektivität sind. Auf die Frage, wie sie das Wegbrechen des Accessoire-Marktes sehen, begrüßen sie das Aufkommen von anderen Herstellern. Selber bieten sie sogar auch einen LE Audio Adapter namens “Easy LE Adapter” an, mit dem du beliebige Laptops und sonstige Geräte mit USB-Stecker in einer 1:1-Verbindung via LE Audio verbinden kannst. Ansonsten verwiesen sie auf den EarisMax Sender von Humantechnik (mehr dazu unten). Man freue sich stattdessen, sich auf das Kerngeschäft der Hörgeräte fokussieren zu können.
  • Phonak hat mit ihren Infinio Geräten Auracast-bereite Geräte, ist sonst aber eher skeptisch was die Entwicklung zu Auracast angeht. Man warte noch bis man absehen kann, ob es überhaupt genug Sender damit gibt. Phonak war jahrelang der einzige Hersteller, der klassisches Bluetooth angewendet hat und somit hatten seine Kunden sowieso schon eine höhere Kompatibilität z.B. zu Laptops. Sie wirkten sehr sicher, dass das auch noch zukunftssicher ist, auch wenn mittlerweile andere Hersteller nachziehen und Auracast vor den Toren steht. Auf meine Anmerkung, dass Auracast aber mit den 1:n Verbindungen mehr bietet als klassisches Bluetooth wurde mit den Schultern gezuckt. Phonak ist auch ein Hersteller, der sehr stark im Markt der Accessoires vertreten ist. Sie nehmen hier auch gut Geld von uns Kunden; so ein Roger Pen kostet schon mal 1500 EUR und mehr. Daher fragte ich, ob sie denn nicht Angst haben, dass mit Auracast die Leute zu günstigeren Alternativen greifen. Da bekam ich nur ein lapidares “das muss einem gutes Hören schon wert sein” als Antwort.
  • Resound ist eine der Firmen, die bei Auracast ganz vorne mit dabei sind. Sie haben bereits LE-Audio- und Auracast-fähige Geräte, die man auch an deren Stand ausprobieren konnte. Auch sie trauern dem Accessoire-Markt nicht hinterher und hatten sogar selbst den EarisMax an ihrem Stand. Ihr eigener TV-Streamer und das Multi-Mic+ können Auracast-Streams senden und diese Streams können durch Freischaltung in der Resound App auch anderen Auracast-Empfängern zugänglich gemacht werden. Für Apple-Nutzer, die noch keine Streams vom Betriebssystem auswählen können, haben sie die Funktionalität der Streamauswahl in ihre App eingebaut. Resound ist sehr engagiert in Sachen Auracast und hat unter anderem den Workshop zum Thema Mitveranstalter (mehr siehe unten).
  • Signia gibt sich beim Thema ambivalent. Ihre IX Platform kann LE Audio 1:1 Streaming, aber ist bisher nur Auracast-bereit. Adapter oder Dongles mit Auracast bieten sie nicht an. Interessanterweise haben sie gleichzeitig bei einem Gerät einen Schritt nach hinten gemacht. Sie haben das Pure Charge&Go BCT IX mit klassischem Bluetooth ausgestattet. Das ist quasi der “alte” Bluetooth Standard, der 1:1 Streaming ermöglicht, aber mehr Strom braucht. Bisher hatten nur Geräte von Sonova (Phonak, Unitron etc.) diese Fähigkeit. Die Nachfrage von Kunden, doch ihre Hörgeräte auch mit beliebigen Laptops verbinden zu können, hat hier anscheinend zum Umdenken angeregt. Ich denke das wird aber nur eine Übergangslösung sein, bis sich LE Audio bzw. Auracast durchgesetzt hat. 
  • Starkey setzt auch auf Auracast. Ihre aktuellen Hörgeräte Edge AI können schon LE Audio und sind Auracast-fähig. Auch in Sachen Accessoires sehen sie hier Zukunft. Daher haben sie ihren TV Streamer mit Auracast-Sende-Möglichkeit erweitert. Diesen soll man dann angeblich auch mit anderen Auracast-fähigen Empfängern nutzen können, also nicht nur ihren eigenen Hörgeräten, sondern auch Auracast-fähigen Hörgeräten anderer Hersteller oder Auracast-fähige Kopfhörern für den allgemeinen Markt.
  • Widex hat bisher Auracast-bereite Geräte im Angebot, betont aber, dass sie es für die Zukunft halten und aktiv daran arbeiten, das entsprechende Update zur Freischaltung von Auracast zu liefern. LE Audio Streams sind schon möglich, aber nur mit Android-Geräten, weil es bisher das einzige Mobiltelefonbetriebsysstem ist, welches das nativ anbietet. Eine Integration in die Widex App wurde mir nicht angepriesen. Widex bietet auch keine Auracast oder LE Audio Adapter oder Sender an.

Die Stimmen der Hersteller von Auracast-Sendern

Da mit Auracast ein Standard um die Ecke kommt, werden natürlich noch andere Firmen als nur die Hörgerätehersteller interessant. Auf der EUHA habe ich mit zwei davon gesprochen:

  • Humantechnik ist ein etablierter Hersteller von Signalanlagen und Accessoires für Menschen mit Schwerhörigkeit. Sie haben sich bisher auf das Feld von Lichtklingeln, Vibrationsweckern und Feueralarmen fokussiert. Doch bei Auracast sind sie auf Zack. So bieten sie einen (relativ) kleinen Sender namens EarisMax an. Den kann man an Laptops oder Fernseher anschließen und er sendet verschiedene Arten Bluetooth, unter anderem Auracast. Mit einem Preis von unter 200 EUR ist er ein ziemlich günstiger Alleskönner und vielleicht für den ein oder anderen von uns eine Alternative zu teuren herstellerabhängigen Adaptern.
  • Ampetronic ist ein Hersteller von Auracast-Sendern, die zum Beschallen von ganzen Räumen gedacht sind. Sie bieten damit eine Auracast-Alternative zu klassischen induktiven Höranlagen an. Mit ca. 2000 EUR ist ihr Produkt eher nichts für den Endanwender, aber eine preislich sehr attraktive Alternative für jede Institution, die eine Höranlage anbieten möchte. Mehr dazu gleich noch im Bericht zum Workshop.

Der Auracast-Workshop

Neben der Industrieausstellung gibt es auf der EUHA auch immer ein Vortrags- und Workshop-Programm. Dieses Jahr habe ich mir den Praxisworkshop zum Thema Auracast angesehen. Hier haben Beat Graf von Pro Audito und Yaser Georgos von Resound gemeinsam die Technologie präsentiert und den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, auch aktuelle Geräte live zu testen. Was ich hier mitgenommen habe:

  • Resound als Vorreiter. Zum einen, dass dieses Engagement auch zeigt, wie engagiert Resound bei diesem Thema ist. Auch wenn nicht verheimlicht wurde, von welcher Firma Yaser kam, war die Präsentation sehr ausgeglichen, was den gesamten Markt anging.
  • Die Sicht des Anlagenplaners. Beat Graf arbeitet nicht nur bei Pro Audito, der Anlaufstelle für Menschen mit Schwerhörigkeit in der Schweiz, sondern er kommt vor allem aus dem Bereich der Tontechnik. Er plant Soundanlagen und hat sich insbesondere auf die Planung von Höranlagen in der Schweiz spezialisiert. Er berichtete, dass mit dem Aufkommen von Auracast und den ersten Sendern dafür die Nachfrage nach Induktionsanlagen quasi erloschen ist. Seit Monaten plant er nur noch Auracast-Anlagen. Diese sind zum einen kostengünstiger und zielen auf mehr Menschen, nämlich nicht nur Menschen mit Hörsystemen mit aktivierter T-Spule ab. Ich denke, dass dieser Trend in der Schweiz eine Vorhut für den ganzen Markt sein wird. Die Zögerlichkeit mancher Hörgerätehersteller in Sachen Auracast mit dem Argument “es gibt ja noch kaum Sender” wird sich hoffentlich bald ändern.
  • Qualitätsstufen. Beat ging in Sachen Auracast auch schön ins Detail und erklärte unter anderem das Problem mit den unterschiedlichen Qualitätsstufen. Hier gab es Klangbeispiele, die ich persönlich quasi nicht auseinanderhalten konnte. Gut hörende audiophile Menschen mögen hier mehr unterscheiden können, aber es war ein gutes Beispiel dafür, dass die 24kHz Qualität für ein gutes Sounderlebnis ausreicht und zudem eben barrierefrei für uns Hörgeräteträger:innen wäre.
  • Latenz. Ein Thema, was Kritiker von Auracast (und meistens Fans der Induktion) immer aufbringen, ist die Latenz. Das ist der zeitliche Unterschied zwischen Auracast-Signal und Luftschall. Wenn diese zu hoch ist, dann kommt das Signal mit Auracast ein bisschen zu spät an unserem Ohr im Vergleich zum Schall durch die Luft. Das ist vor allem bei offenen Hörgeräteversorgungen ein Problem, wo du durch das Luftloch in deinem Ohrstück noch den Luftschall bekommst und außerdem den Auracaststream durch die Lautsprecher. Wenn das zu weit auseinander liegt, entsteht ein Echo. Manche Hörgeräte mit Auracast liegen hier im Bereich 50-70 ms, was nicht ideal ist, aber hoffentlich noch verbessert wird. Beat spielte hier auch Soundbeispiele ab und ich war erstaunt, wie gut es auch mit über 30ms noch klang. In meiner Wahrnehmung auf jeden Fall nicht schlechter als so manche Induktionsschleife.
  • Noch zu wenig Nachfrage. Beat fragte übrigens das Publikum, in dem fast ausschließlich Akustiker sassen, wie viele Auracast-fähige Hörgeräte sie schon verkauft haben und wie oft sich danach gefragt wurden. Leider zeigte bei diesen Fragen fast keiner auf, was mir sagt, dass wir Menschen mit Schwerhörigkeit hier lauter, selbstbewusster und besser informiert werden müssen. Ich hoffe, dieser Artikel hilft dabei 🙂
  • Auracast zum Anfassen. Im Praxisteil zeigte Yaser verschiedene Auracast Sender, Hörgeräte mit Auracast-Empfangsmöglichkeit und Apps zum Auswählen der Streams. Dabei konnte man in dem Setup sogar über einen Lautsprecher hören, was konkret im Hörgerät ankam. An manchen Stellen hakte es mal in der Bedienbarkeit, aber insgesamt war es sehr beeindruckend, wie gut das alles schon funktioniert hat.

Fazit

Ich bin sehr gespannt, wie es mit Auracast weitergeht. Die Ansätze der letzten Jahre werden von einigen Firmen konsequent verfolgt und versprechen uns Nutzern guten Sound zu günstigem Preis mit viel Kompatibilität. Ich freue mich zukünftig mehr Zugang zu Höranlagen und mehr Auswahl an Accessoires für Hörgeräte zu haben.

Ich würde jedem, der bald neue Hörgeräte kauft, empfehlen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Ich würde mir auf jeden Fall die Option offen halten wollen, noch in den nächsten 6 Jahren (für die man Hörgeräte ja gemeinhin noch kauft) von Auracast zu profitieren. Dabei wünsche ich mir auch eine gewisse Sicherheit, dass es bei “Auracast-bereiten” Geräten nicht mehr allzu lange dauert, bis sie “Auracast-fähig”. Je nach Hersteller wäre ich da skeptisch, ob dieses Ziel mit der entsprechenden Vehemenz verfolgt wird. 

Transparenz-Hinweis: Ich bin auf eigene Kosten zur EUHA gereist und habe für diesen Artikel keine finanziellen Anreize erhalten. Es ist mir ein Bedürfnis neutral und unabhängig von der Hörgeräteindustrie zu berichten. Wenn dir meine Arbeit gefällt und du möchtest dass das so bleibt, kannst du mich gerne unterstützen. Mit Pro Audito arbeite ich seit Jahren in diversen Projekten zusammen. Für diesen Artikel habe ich von Pro Audito keine Bezahlung bekommen, sondern beschreibe Ihre Arbeit aus eigener Überzeugung.

Noch ein Hinweis: Wer übrigens auch mal in den Genuss von Beat Graf’s Wissen zu Auracast kommen möchte, dem empfehle ich wärmstens die bald kommende Pro Audito Webinarreihe zum Thema.

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