Hörgerät – und nun?

Wie Schwerhörigen die Nachsorge versagt wird

Viele schwerhörige Menschen werden nach dem Kauf von Hörgeräten allein gelassen. Dabei gibt es viele Aspekte, bei denen Nachsorge nach dem Abschluss des Kaufes nötig wäre – besonders beim ersten Hörgerät. Was sind diese Probleme und warum werden sie nicht gelöst?

Das Problem

Wenn du in Deutschland (aber auch in vielen anderen Ländern) Hörgeräte kaufst, so bezahlt deine Krankenkasse einen pauschalen Betrag, welcher (einen Teil) des Hörgerätepreises abdeckt und die Reparaturkosten in den darauffolgenden Jahren. (Bisher waren es sechs Jahre, momentan versuchen viele Krankenkassen diesen Zeitraum sogar noch länger hinauszuziehen.) So ein pauschales Rundum-glücklich-Paket klingt ja auf den ersten Blick ganz gut, aber das ist es leider nicht.

Das Problem ist, dass die AkustikerInnen, die dir die Hörgeräte verkaufen, eben nur zum Zeitpunkt des Kaufes Geld bekommen und danach nichts mehr. Das ist der Betrag, den die Krankenkasse zahlt und eventuell noch deine Zuzahlungen, falls du dich für ein hochwertigeres Gerät entschieden hast. Das heißt, für das, was danach kommt, sind die AkustikerInnen zwar in den meisten Fällen zuständig, werden aber nicht finanziell motiviert, Zeit mit dir als Kunde zu verbringen.

Natürlich gibt es viele AkustikerInnen mit einem Herz für uns Schwerhörige, die sich trotzdem gut um uns Kunden kümmern, aber das System fördert das nicht. Wir möchten hier auch nicht die Schuld bei den AkustikerInnen suchen, denn sie haben das System nicht gestaltet – oder zumindest nur indirekt. Es ist in einer freien Marktwirtschaft dann nicht verwunderlich, dass jede Akustikerin, die auch wirtschaftlich arbeiten muss, ihren Kundenkontakt daraufhin optimiert, möglichst Kosten zu sparen. Und es ist natürlich am kostengünstigsten für sie, wenn sie uns nach dem Kauf am besten bis zum nächsten Kauf gar nicht mehr sieht.

Aufgrund dieses Systems konzentrieren sich viele AkustikerInnen nur noch auf den Verkauf von möglichst immer chiceren und teuren Hörgeräten. Und das obwohl AkustikerInnen es gar nicht gerne hören, wenn man sie vor allem als VerkäuferInnen betitelt (glaubt’s mir, ich habe das ausprobiert). Hörgeräte zu erhalten ist aber nur ein Baustein, in dem Menschen im Rahmen einer Versorgung ihrer Schwerhörigkeit brauchen. Das System führt dazu, dass viele Bedürfnisse auf der Strecke bleiben. Wir schauen uns hier ein paar davon an.

Hören (wieder er-)lernen

Das Hören mit Hörgeräten ist anders als natürliches Hören. Nicht nur haben wir vieles vergessen, wenn wir vor der Hörgeräteversorgung lange schwerhörig waren. Auch klingt der Ton durch die Hörgeräte bei jedem Hörgerät etwas anders. Auch wenn fast alle Hersteller dem natürlichen Klang entgegenstreben, so ist es technisch und physiologisch kaum möglich, diesen zu vollständig zu erreichen.

Das heißt, dass die Technik unserer Hörgeräte nur einen Teil der Arbeit macht. Der andere muss von uns selbst kommen, insbesondere unserem Gehirn. Ja, das bedeutet, dass wir nach einem neuen Hörgerät wieder Hören lernen müssen. Nur wenn wir dafür Zeit und Energie aufwenden und entsprechend angeleitet werden, bekommen wir möglichst viel von unserem Gehör zurück. 

Für die Anleitung zum Hören lernen gibt es verschiedene Arten von Hörtrainings. Der Markt hier ist noch jung und diffus. Es gibt Hörtrainings bei menschlichen Trainern, mit einer App oder sogar speziellen Geräten – oder einer Kombination aus allem. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bezahlen leider bisher kein Hörtraining für Hörgerätetragende (bei Cochlea Implantaten ist das anders). Das führt dazu, dass es vielen Hörgerätekäufern gar nicht erst angeboten wird, denn wenn es eine Akustikerin umsonst anbieten würde, so wäre es eben nicht wirtschaftlich für sie.

Feinanpassung

Wie bereits erwähnt, muss sich unser Gehirn an den Klang eines neuen Hörgerätes gewöhnen. Das tut es auch (mit oder ohne Training mehr oder weniger gut), aber das dauert mindestens 8 bis 12 Wochen. Das heißt, dass du erst nach dieser Zeit so hörst, wie du dann die ganzen Jahre danach hören wirst. Das heißt, dass du insbesondere in dieser Zeit vielleicht auch erst merkst, wo die Parameter des Hörgerätes nochmal nachjustiert werden sollten. Letzteres würde auch wieder mindestens einen Termin bei deiner Akustikerin brauchen, ein Termin für den sie kein extra Geld bekommt.

Mechanische Wartung

Moderne Hörgeräte sind sehr robuste Geräte, die physisch und mechanisch viel aushalten. Wir tragen sie jahrelang viele Stunden am Tag. Sie müssen Ohrenschmalz, Schweiß, Hitze und Regen ertragen. Sie dürfen nicht zerfallen, wenn wir mal einen Fahrradhelm oder eine Mütze über sie stülpen, oder sie im Eifer des Gefechts beim Liebesspiel ganz schnell ablegen.

Diese physische Beanspruchung der Geräte hat Folgen und damit sie das aushalten, müssen sie regelmäßig gewartet werden. Das heißt reinigen, Filter wechseln, Hörer oder Schlauch austauschen, Mikrofonabdeckungen reinigen und manchmal die ganze Aussenverkleidung erneuern. Viele dieser Dinge können auch nur deine AkustikerInnen – die dich aber eben nicht so oft sehen wollen.

Reparaturen

Auch noch so gut gewartete Hörgeräte gehen mal kaputt. Hier greift dann offiziell die Reparatur-Pauschale, die deine Krankenkasse mit dem Kauf bezahlt hat. Da das sogar im Namen “Reparatur”-Pauschale drin ist, stellen sich die meisten AkustikerInnen hier am wenigsten an. Aber dennoch: je weniger Reparaturen anfallen, desto wirtschaftlicher für sie.

Software Wartung

Moderne Hörgeräte sind kleine Computer, auf denen Software für die Signalverarbeitung läuft. Dazu kommen viele mittlerweile mit einer App, die auf einem weiteren kleinen Computer, deinem Mobiltelefon läuft. Software muss regelmäßig upgedatet werden. Nicht nur, wenn es Verbesserungen der Signalverarbeitung oder neue Eigenschaften der App gibt. Sie müssen auch upgedatet werden, wenn eine Sicherheitslücke gefunden wurde und geschlossen werden muss.

Die meisten Hörgeräte können wir Nutzer leider nicht selbst (z.B. mit der App) updaten. Dafür ist nach wie vor ein Termin bei deiner Akustikerin nötig – aber die will dich ja nicht wieder sehen.

Das Erlernen der Bedienung

Moderne Hörgeräte sind klein, aber können viel. Das heißt, wir müssen auch erstmal lernen, mit den Geräten, der zugehörigen Mobiltelefon-App oder diversen Accessoires umzugehen. Technisch begabte Menschen mögen sich hier viel selbst beibringen durch Ausprobieren und Lesen der Bedienungsanleitung. Alle anderen brauchen hier Hilfe. Auch im Internet gibt es wenig gute und einfach zugängliche Ressourcen dazu. Das heißt, wenn du lernen möchtest, wie du deine neu erworbenen Geräte bedienst, so musst du – du ahnst es – deine Akustikerin fragen. Aber die will dich ja nach dem Kauf leider nicht mehr sehen.

Technische Unterstützung (Tech Support)

Auch Hörgeräte sind in diesem Jahrhundert angekommen und bieten viele Möglichkeiten, sie mit anderen unserer Elektronikgeräte verbinden: Mobiltelefone, Festnetztelefone, Computer, Fernseher, Videokonferenzsysteme, Telefonanlagen, Veranstaltunganlagen etc. Jede dieser Schnittstellen birgt allerdings auch die Möglichkeit, dass etwas nicht funktioniert. Manchmal ist der Grund, weil was kaputt ist (das Hörgerät oder auch das jeweils andere Gerät, mit dem wir versuchen uns zu verbinden). Manchmal sind die Geräte auch nicht kompatibel zueinander oder wir haben sie falsch bedient. All das benötigt technische Unterstützung.

Diesen bekommen wir Hörgeräteträger selten direkt bei den Herstellern der Hörgeräte. Die verweisen stattdessen immer auf die AkustikerInnen. Die sind aber weder Experten für Mobiltelefone noch Fernseher und auch hierfür werden sie nicht extra bezahlt.

Psychologische Begleitung

Ein oft unterschätzter Teil auf dem Weg in die Schwerhörigkeit ist die mentale Gesundheit. Viele Menschen denken, dass man einfach Hörgeräte bekommt, dann wieder ganz normal hört und alles gut ist. Dem ist leider nicht so. Auch mit Hörgeräten hören wir nicht mehr so wie vorher und werden es vermutlich nie wieder tun. Viele alltägliche Situationen sind mit Hörgeräten zwar einfacher als ohne, aber bei weitem nicht so leicht wie vor dem Hörverlust.

Einen Teil seines Gehörs zu verlieren ist also keine Kleinigkeit. Wenn du in diese Situation kommst, wirst du um dein Gehör trauern. Du wirst eine Weile brauchen überhaupt einzusehen, dass du auf Hörgeräte angewiesen bist. Du wirst dich ärgern, dass ein Gespräch in einem vollen Restaurant auch mit Hörgeräten nicht einfach ist. Du wirst manchmal versuchen, dem ganzen Thema zu entfliehen, als ob es dich nicht betreffen würde. Du wirst Strategien lernen müssen, im Alltag klarzukommen. Du wirst feststellen, dass der Kontakt zu manchen Menschen abreißen wird, einfach weil ihr euch nicht mehr versteht – beeinflusst durch die Akustik. Du wirst Änderungen an dir feststellen in deiner Fähigkeit und deiner Bereitschaft, sozial zu sein. All das sind grundlegende Veränderungen in deinem Leben, mit denen du erstmal klar kommen musst. Das ist Trauerarbeit und erfordert Kraft und Zeit. Dieser Weg ist schmerzhaft. Je besser du dabei psychologisch begleitet wird, desto einfacher wird es. 

AkustikerInnen sind keine ausgebildeten Psychotherapeuten. Da aber viele von uns Kunden auch gar nicht auf die Idee kommen, eine professionelle psychologische Begleitung auf dem Weg zum Hörgerät zu suchen, werden stattdessen viele Gespräche mit unseren Akustikern durchaus seelsorgerische Seiten haben. AkustikerInnen mit Herz werden auch das leisten, aber werden auch hier nicht dafür entlohnt. 

Fazit

Das System, wie die Hörgeräteversorgung in Deutschland (und anderen Ländern) aufgesetzt ist, vernachlässigt die Nachsorge, die Hörgerätetragende nach dem Kauf benötigen. Das führt vermutlich zu einer schlechteren Versorgung von uns und damit zu weniger Lebensqualität und Teilhabe. Es wäre schön, wenn wir als Gesellschaft den Wert dieser dringend nötigen Dienstleistungen anerkennen und eine Lösung dafür finden.

3 Gedanken zu „Hörgerät – und nun?

  1. Hallo Helga,

    vielen Dank für diesen wichtigen Beitrag! Gerade bei der Erstversorgung gibt es noch so viele offene Fragen nach der technischen Versorgung… Zumal oft in der ersten Zeit schnell das neue Hörgerät in die Ecke fliegt und nicht mehr genutzt wird. Leider denkt der Großteil der Gesellschaft, dass es damit getan ist.
    Ich hoffe, der Akustiker vermittelt dem HG-Träger korrekt das Wissen, dass er mit der KK-Pauschale auch einen Service über 6 Jahre erhält! Abr wenn man diese Pauschale über die sechs Jahre aufteilt, bleibt wirklich nicht viel übrig für den Einsatz des Akustikers…

    Offenbar habe ich einen Akustiker mit Herz, denn er freut sich, wenn man allein wegen der Weichmacher in den „Hörschläuchen“ schon alle 2-3 Monate auftauchen muss (hartes Plastik verzerrt den Klang der Frequenzen!). Aber er justiert auch gerne bei Bedarf die Einstellungen nach oder erklärt geduldig erneut die 4 Programme und die App-Bedienung dazu (dann mit Terminvereinbarung).

    Was ich etwas vermisse in diesem Artikel, ist der Hinweis auf die Reha-Maßnahme nach der Erstversorgung zum Lernen des „neuen“ Hörens oder auch der Hinweis auf die Selbsthilfe in Form von Vereinen und Selbsthilfegruppen, die jemanden gut auffangen können (z.B. Austausch mit Gleichbetroffenen, Tricks u. Hilfen für eine bessere Kommunikation und Fachvorträge zum Thema Hören)

  2. Lieber Johannes,

    Das Loblied auf die Selbsthilfe wollte ich nochmal in einem separaten Artikel machen. 🙂

    Aber in dem Kontext vielleicht: ich stimme dir zu, dass die Selbsthilfe hier viel auffängt, von dem was das System nicht geliefert wird. Aber ist das eigentlich so gut?

    Ich finde eigentlich, dass das System das hergeben sollte. Natürlich ist es toll, wenn sich viele Menschen in der Selbsthilfe engagieren und tolles leisten und somit die Menschen auffangen, die sonst keine Hilfe bekämen. Aber die Tatsache, dass so wichtige Dienstleistungen von der Verfügbarkeit von Freiwilligen abhängt, finde ich schwierig.

    Schliesslich ist dadurch nicht gewährleistet, dass jeder, der Hilfe braucht, diese auch bekommt. Nicht in jedem Ort gibt es Selbsthilfegruppen und ob und wieviel diese anbieten und tun, hängt sehr von der Zeit der individuellen Personen ab. Selbst in Grossstädten gibt es nicht immer genug Leute, die das benötigte leisten können und wollen. Wenn diese Hilfen also in das System integriert wären und auch bezahlt würden, so könnte man besser sicherstellen, dass diese Hilfe auch jeden, der sie braucht, erreicht.

    Ein anderer Aspekt, warum es schwierig finde, dass sich dieses System auf die Selbsthilfe verlässt: es schaufelt die Arbeit auf die Betroffenen selbst, eine Gruppe, die ja aufgrund ihrer Behinderung sowieso schon genug eigene Nachteile in ihrem Leben ausgleichen muss. Gerade von denen zu verlangen, dass sie sich in der Selbsthilfe auch noch für andere engagieren, finde ich daher nicht gut.

    Und zu guter Letzt: nicht jeder findet die Selbsthilfe. Ich selbst habe jahrelang Hörgeräte getragen und keine Person, die ich in diesem Zusammenhang gesprochen habe (HNO-Arzt, Hausarzt, Akustiker) hat mich darauf hingewiesen, dass es sowas überhaupt gibt. Wenn von der Selbsthilfe erwartet wird, dass Sie Lücken im System ausgleicht, dann wäre es zumindest nett, wenn die anderen Spieler im System mehr auf die Selbsthilfe hinweisen.

  3. Nun ja.
    Ärzte sind für die medizinische Versorgung von Krankheiten zuständig, und eigentlich auch für die weitere Betreeuung von chronisch erkreankten wie z.B. Schwerhörigen.In Sachen Schwerhörigkeit gibt es nahezu nichts, was ein Arzt tun kann. Weder Diagnostik noch Behandlung stehen zur Verfügung. Ärzte haben das Thema also als Resultat zu den Akustikern abgeschoben, da sie bei Innenohrproblemen ihrer eigentlichen Aufgabe mangels medizinischer Forschung nicht nachkommen können.

    Akustiker wiederum sind in erster Linie Umsatzorientierte Dienstleister, es mag sehr engagierte Akustiker geben, aber im grundsatz ist ihre Aufgabe, Kunden mit enstprechenden Geräten auszustatten. Auch ein Optiker verkauft Brillen, das war es dann eben.Eine Beratung zum Umgnag mit Kurzsichtigkeit findet man dort nicht – wozu auch, schließlich erfüllen Brillen ihre Aufgabe und eliminieren die Fehlsichtigkeit in den meisten Fällen komplett. Im Resultat landen Schwerhörige zwischen den Stühlen. Die sonst bei chronischen Erkrankunge zuständigen sehen sich nicht zuständig, die anderen Ansprechpartner verkaufen eben Hörgeräte und das war es.

    Ich sehe da aber auch die Betroffenen nicht ganz unschuldig. Höreräte werden angepriesen und als „technische Wunderwerke“ verbrämt, Betroffene äußern Dankbarkeit über ihre Hörgeräte und gegenüber ihren Akustikern usw. IN der Öffentlichkeitsarbeit von Betroffenenverbänden scheint das Nichtvorhandensein von T-Spulen das größte Problem der Schwerhöirgen zu sein.Das ist zwar individuell verständlich, erweckt aber in der Kombination mit Hörgerätewerbung nach außen hin den Eindruck, mit Hörgeräten sei das Problem ja gelöst und die Auswirkungen der Erkrankung seien behoben! Äußern sich betroffene, dreht sich stets alles um Hörgeräte, als sei dies die Hauptsache und als Läge die Zukunft in mehr Bluetooth an Hörgeräten. Die Medizin kommt praktisch niemals zur Sprache.

    Für mich liegen viele dieser Entwicklungen darin begründet, daß es so erscheint, als wäre zur Schwerhörigkeit alles gesagt und getan worden, was eben so geht.Wenn Schwerhröigkeit ernst genommen werden soll, dann führt kein Weg drum herum, die Ernsthaftigkeit der Erkrankung und die dringende Notwendigkeit wirksamer, edizinischer Lösungen darzustellen. Der Britische RNID hat auf diesem Wege erhebliche Medienoräsenz erreicht, eben weil sie auch den Schwerpunkt auf Zukunftsweisende Forschung legen, statt immer nur am Status Qou zu knabbern. Inzwischen ist daraus eines der vielversprechendsten Projekte zur medizinischen Behandlung von Schwerhöirgkeit erwachsen. Nebenbei hat man in der Berichterstattung über sensationelle Forschungsergebnisse wie die erste erfolgreiche Gentherapie im Innenohrs auch einmal Aufmerksamkeit auf die aktuellen Probeme von Schwerhröigen gelenkt, und die Aufmerksamkeit genutzt, das Thema Schwerhröigkeit mit breiter Öffentlichkeitswirksamkeit zu platzieren

    Hierzulande geht der Tenor unter betroffenen zur Forschung eher Richtung „bringt ja eh nichts“ – man stelle sich vor , HIV – Erkrankte hätten sich so zur Forschung positioniert, durch deren Ergebnisse und auf den unablässigen Druck der Betroffenenverbände nach Jahrzenten diese einstige Todesurteil sehr gut behandelbar geworden ist. Öffentlicher Druck für mehr Forschung, politische lobbyarbeit, Unterstützung der Forscher aus Betroffenenverbänden, Spendenaktionen – alles Fehlanzeige. Kein Mensch macht eine Spendengala für „mehr T-Spulen in Kirchen“. Für „wir erfinden was, damit auch Sie nicht unter Altersschwerhörigkeit leiden müssen“ zahlen auch Menschen mit gesundem Gehör Geld. Siehe Spendenaktionen des RNID.
    Schwerhörigkeit mag nicht lebensgefährlich sein, wohl aber lebenszerstörend. Anders als bime Verlust von Gliedmaßen erlauben die Prothesen kaum, die Basisfunktionen des beschädigten Teils nachzubilden. Im Vergleich zu Hörgeräten sind modern Bein – oder Armprothesen weit leistungsfähiger.

    Schwerhröigkeit ist eine sehr ernstzunehmende und medizinisch vokkommen unterversorgte Krankheit. Das ist einfach eine Tatsache. Schafft man hierfür ein Bewusstsein, wird auch klar, daß es weitergehender Unterstützungsstrukturen für Erkrankte bedarf.

    Es führt kein Weg drumherum, auf die Dauer den Weg Erfolgreicher Betroffenenverbände wie z.B. Multipler Sklerose oder Diabetes ( beide noch nicht heilbar, aber inzwischen kann man durch Medikamente fast normal damit leben) zu gehen: Klarzustellen, daß alle Prothesen und Hilfsmittel nur notdürftige Zwischenlösungen sind, und Medizinische Prävention sowie Behandlung absolut Notwendig sind, egal wie weit Ergebnisse noch entfernt seien mögen.

    So lange selbst Betroffene der Ansicht sind, mit Hörgeräten sei nun alles menschenmögliche gesagt und getan, wird sich hier nichts ändern. So lange wird das Thema die Gesellschaft auch nicht interessieren.

    Gehe ich mit schwindendem Augenlich zum Arzt, gibt es Batterien an UNtersuchungen, bis die Ursache gefundne ist. Dann gibt es in fast allen Fällen wirksame Medikamente oder Operationen. Lässt das Gehör nach , gibts einen feuchten Händedruck und ein „tja, kann man nix machen“. Wie können Betroffene das als haltbaren Zustand empfinden? Ich tue das jedenfalls nicht!

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