Hören ohne Spitzen

Die Impulsschallunterdrückung

Dies ist der erste Artikel einer Reihe, in der ich die Eigenschaften von modernen Hörgeräten im Detail erkläre. Dazu gab es vor einer Weile schon einen Übersichtsartikel, der jedem als Einstieg empfohlen sei: Wie funktionieren (moderne) Hörgeräte?

Neulich räumte ich die Spülmaschine aus und sortierte dabei das Besteck in die entsprechende Schublade. Da wies mein (hörender) Mann freundlich darauf hin, dass das vielleicht auch leiser ginge. Für mich klang es aber gar nicht sonderlich laut. Erst war ich irritiert, aber dann fiel mir ein, dass ich das vermutlich meinen Hörgeräten zu verdanken habe. Diese haben nämlich eine sehr tolle Eigenschaft: die Impulsschallunterdrückung.

Um die Impulsschallunterdrückung zu erklären, muss man wissen, wie schlau Hörgeräte sind. Hörgeräte heutzutage analysieren die aktuelle akustische Situation auf ihren „Grundpegel“ hin und passen sich daran an. In Umgebungen, in denen es Hintergrundgeräusche gibt, sprechen Menschen von alleine etwas lauter. Dein Hörgerät muss dann die lauteren Stimmen gar nicht mehr viel verstärken, sondern höchstens daran arbeiten, dass die Hintergrundgeräusche gedämpft werden. In ruhigen Umgebungen, z.B. zuhause auf dem Sofa ohne Musik oder Radio im Hintergrund und mit geschlossenen Fenstern, sprechen Menschen eher leise. Das ist dann schlecht für dich als Schwerhörige:r, denn nun kann es sein, dass du deinen Gesprächspartner nicht verstehst, weil die Lautstärke seiner Stimme unter die Schwelle deiner Schwerhörigkeit fällt. Wenn Hörgeräte hier nichts machen würden, wäre das ganz schön unintuitiv, denn du müsstest dann in den ruhigen Situationen besonders oft deinen Gesprächspartner bitten etwas zu wiederholen. Was deine Hörgeräte also tun, ist sich daran anzupassen ob du gerade in einer ruhigen oder lauten Situation bist. Wenn es ruhig ist, verstärken sie mehr und vor allem auch die leiseren Töne, während sie in einer lauteren Situation nur die lauteren Töne etwas verstärken und die leiseren als Hintergrundgeräusche so lassen wie sie sind.

Das ganze nochmal in Bildern:

Das Verhalten von Hörgeräte in unterschiedlich lauten Umgebungen
Das Verhalten von Hörgeräte in unterschiedlich lauten Umgebungen

In ruhigen Situationen werden also mehr Töne mehr verstärkt. Das Problem hier ist, wenn in so einer Situation auf einmal ein lauter Ton erschallt, z.B. wenn eine Tür zuknallt. Wenn das Hörgerät hier dann auch einfach weitermacht und den lauten Ton genauso verstärkt wie deinen leisen Gesprächspartner, dann würden dir vor lauter Lärm die Ohren abfallen. Die Impulsschallunterdrückung verhindert genau das.

Hörgeräte mit Impulsschallunterdrückung machen mehrere Dinge, nachdem sie den Grundpegel analysiert haben. Bei leisem Pegel verstärken sie die leisen Töne. Wenn dann aber ein Geräusch ertönt, welches sehr viel lauter als der Grundpegel ist, dann erkennen sie das und verstärken das gar nicht oder nur minimal. Das hört sich dann für uns gedämpft an. Da es sich meistens um ein Geräusch handelt, welches oft noch laut genug für unsere Schwerhörigkeit ist, stört uns diese Dämpfung nicht, sondern wir empfinden sie als angenehm. Das kann natürlich dazu führen, dass wir uns daran gewöhnen und wir daher selbst nicht mehr wahrnehmen, wenn wir diejenigen sind, die diesen Lärm verursachen. Denkt also immer an eure hörenden Mitmenschen, wenn ihr Besteck in Schubladen pfeffert. Ihre Ohren haben diese coole Eigenschaft nämlich nicht.

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