Wie findet man einen guten Akustiker? Teil 1: Erreichbarkeit

Irgendwann kommt der Tag, an dem euch euer HNO Arzt eröffnet, dass ihr mal über Hörgeräte nachdenken solltet. Dieser wird euch dann einen Zettel in die Hand drücken. Mit dieser „Verordnung einer Hörhilfe“ sollt ihr dann zum Akustiker* gehen. Aber zu welchem? Wonach sollte man den aussuchen? Reicht der nächstgelegene?

In dieser Artikelreihe findest du ein paar Kriterien für die Auswahl die ich jedem der Hörgeräte trägt oder bald tragen wird ans Herz lege. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Thema Erreichbarkeit. Es ist für mich nicht unbedingt das wichtigste Kriterium, aber eines welches man direkt am Anfang bei der Auswahl berücksichtigen kann.

*Ich verwende im folgenden der Einfachheit halber den Begriff Akustiker für Menschen jedweden Geschlechtes die die für diesen Beruf nötige Ausbildung genossen haben.

Öffnungszeiten

Wenn man Hörgeräte bekommt, insbesondere zum ersten Mal, dann läuft nicht immer alles so glatt wie man sich das wünscht. Es kann durchaus mal passieren, dass man mit dem Gerät welches man erst vor ein paar Tagen bekommen hat, gar nicht klar kommt. Auch wenn man schon länger Hörgeräte trägt, kann es immer mal sein, dass das Gerät selbst oder das Zubehör eine Macke hat und man möglichst schnell Ersatz braucht. Insbesondere wenn man berufstätig ist, so kann es durchaus darüber entscheiden ob man arbeitsfähig ist oder nicht.

Daher ist es wichtig, das man in solchen Fällen zügig zum Akustiker gehen kann, damit der das Problem lösen oder wenigstens ein Ersatzgerät bereitstellen kann.

Leider ist die Zielgruppe der meisten Akustiker hauptsächlich im Rentenalter, weshalb sich die meisten Akustikerfachgeschäfte nicht die Mühe machen Öffnungszeiten anzubieten die arbeitnehmende Menschen nutzen können ohne die Arbeit zu vernachlässigen. Selbst in großen Städten sind Geschäfte die am Samstag öffnen rar.

Örtliche Nähe

Es ist durchaus klug ein Fachgeschäft in der Nähe seines Wohn- oder Arbeitsortes zu wählen, damit man kurze Wege hat. Leider kann es sein, dass dieses Geschäft nicht zu denen gehört die attraktive Öffnungszeiten haben.

Ich habe das für mich so gelöst, dass ich ein Fachgeschäft gewählt habe, welches in der Nähe meiner Wohnung ist. Dieses gehört aber zu einer Kette, welche auch Geschäfte in meiner Stadt betreibt die samstags öffnen. Im „Notfall“ muss ich also einfach etwas weiter durch die Stadt fahren, aber hätte den Vorteil dass diese Geschäftsstelle auch meine Daten abrufbar hat und ich als deren Kunde registriert bin.

Ich schrieb „Notfall“ in Anführungsstrichen, denn wenn es wirklich so schlimm ist, dass ich nicht hören kann, dann kann ich auch nicht arbeiten. In dem Fall muss ich mich dann sowieso krank melden und dann habe ich auch Zeit unter der Woche zum Akustiker zu gehen. Allerdings kann ich verstehen, dass das je nach Arbeitssituation ein Problem sein kann.

Filialgrösse

Ich habe es mit der Zeit schätzen gelernt, wenn die Filiale eine gewisse Größe hat – bezogen auf die Anzahl der Mitarbeiter. Auch wenn man meistens als Kunde einen bestimmten Kundenbetreuer hat, können so im Notfall auch mal die anderen Kollegen einspringen.

Inbesondere bei kombinierten Akustiker- und Optiker-Fachgeschäften kann es sein, dass es nur einen Mitarbeiter mit Akustikerausbildung gibt. Das kann tatsächlich ein Problem sein, wenn man zeitnah einen Termin braucht oder dieser Mitarbeiter einfach ausfällt. Hier hilft es wenn das Geschäft zu einer Kette gehört und man dann wenigstens in einer etwas weiter entfernten Geschäftsstelle bedient wird.

Auch ist es so, dass das Zwischenmenschliche manchmal nicht passt. In dem Fall muss man dann nicht sofort das Geschäft wechseln, sondern kann erstmal vorsichtig fragen, ob die Kollegin denn nicht übernehmen könnte. Warum das Zwischenmenschliche so wichtig ist, darauf gehe ich im zweiten Teil der Serie noch genauer ein.

Update: mir ist bewusst, dass gerade dieser Absatz danach klingt, dass Ketten besser sind als Einzelgeschäfte. Aus Kundensicht sehe ich sicherlich die Vorteile hierfür, verstehe aber auch, dass Einzelgeschäfte diese Vorteile nicht ohne weiteres leisten können. Ob man eine Kette bevorzugt oder nicht, hängt natürlich davon ab, wie sehr man auf die zusätzliche Flexibilität angewiesen ist. Für den einen mag es reichen wenn es ein paar Filialen in regionaler Nähe gibt. Menschen die öfter weiter weg unterwegs sind, bevorzugen aber vielleicht Ketten die in ganz Deutschland oder international vertreten sind. Wenn die anderen Kriterien für die Auswahl des Akustikers stimmen, dann kann die Wahl natürlich auch auf ein Einzelgeschäft fallen. Ich finde allerdings, dass es sich Einzelgeschäfte auch einfach machen zu sagen „sowas können wir nicht leisten“. Ich könnte mir z.B. sowas vorstellen, dass Einzelgeschäfte sich zu einem Verband zusammenschließen und dann doch ihren Kunden die Flexibilität von Ketten anbieten könnten – zumindest für den Notfall.

Email

Es ist eigentlich traurig, dass man diesen Aspekt heutzutage extra erwähnen muss, aber für mich ist es enorm wichtig, dass ein Akustiker per Email zu erreichen ist. Ich nutze das sehr häufig um Termine auszumachen oder kurze Fragen zu stellen. Da ich wie viele Schwerhörige ungern telefoniere, sollte es meiner Meinung nach zum Repertoire eines Akustikers gehören gut per Email zu erreichen zu sein.

Leider gibt es auch ganze Akustiker-Ketten die das noch nicht verstanden haben. So hat Amplifon mir zum Beispiel wochenlang hinterher telefoniert um mit einen Routine-Check-Termin anzubieten. Und selbst als ich das dritte oder vierte mal nicht ans Telefon ging, sind sie weder auf die Idee gekommen mit auf die Mailbox zu sprechen (damit ich es später in Ruhe abhören kann) oder eine Email zu schicken.

Betreuung über Fernzugriff

Mittlerweile gibt es den ein oder anderen Hörgerätehersteller, der es anbietet, dass der Akustiker an den Hörgeräteeinstellungen Änderungen vornehmen kann, ohne dass man physisch zu ihm hin fahren muss. Das soll z.B. bei Phonak über den Remote Support zu gehen. Allerdings muss das der Akustiker bei Phonak freigegeben haben und auch bereit sein zu leisten.

Ich finde diese Option besonders interessant, wenn man nur eine Kleinigkeit geändert haben will (nachdem man die Hörgeräte schon ordentlich angepasst bekommen hat). Oft ist es ärgerlich wenn man dafür nochmal extra ins Fachgeschäft fahren muss, nur damit der Akustiker ein Häkchen in seiner Software setzt.

Leider bin ich bisher noch nicht in den Genuss von Remote Support gekommen, aber waere gespannt darauf wie gut das funktioniert.

Zusammenfassung

Wie leicht du deinen Akustiker erreichen kannst, ist sehr wichtig dafür dass du möglichst kontinuierlich gut hörst. Bedenke dabei:

  • die Öffnungszeiten,
  • die örtliche Nähe
  • und die Filialgrösse bzw. Kettenzugehörigkeit, und
  • die Möglichkeit zur Kommunikation via Email.

Wenn es dich interessiert, frage nach Betreuung über Fernzugriff.

In Teil 2 dieser Serie werden wir uns mit dem Zwischenmenschlichen beschäftigen: Wie findet man einen guten Akustiker? Teil 2: Das Zwischenmenschliche

5 Gedanken zu „Wie findet man einen guten Akustiker? Teil 1: Erreichbarkeit

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