Unsichtbare Untiefen

Seit einiger Zeit schreibe ich nicht nur für Doofe Ohren, meinen eigenen Blog, sondern auch für andere Medien. Dieses Jahr ist neu hinzugekommen: die dezibel, die Mitgliederzeitschrift des Schweizer Vereins pro audito.

Meinen ersten Artikel könnt ihr auf der Website von dezibel direkt lesen: https://www.pro-audito.ch/news/kolumne-helga-velroyen-schreibt-ueber-ihre-schwerhoerigkeit/

Ich freue mich sehr mit pro audito zusammen zu arbeiten. pro audito ist ein gemeinnütziger Verein in der Schweiz, der sich für die Teilhabe von Schwerhörigen und Gehörlosen einsetzt. Neben direkten Angeboten an die Mitglieder, z.B. im Lippenlesen oder der Benutzung von digitalen Hilfsmitteln, setzt sich der Verein auch politisch für die Rechte von Schwerhörigen und Gehörlosen ein. Ich freue mich auf meine neue Leserschaft.

Ein Gedanke zu „Unsichtbare Untiefen

  1. Liebe Helga,
    ich habe eben Deine Kolumne gelesen. Deine Metapher *schwimmen im See* finde ich sehr gelungen. Wenn ich das nächste Mal versuche, meinen Gegenüber für meine ähnlichen Einschränkungen zu sensibilisieren, werde ich das auf jeden Fall als Beispiel aufgreifen. Das Ende bzw. den letzten Satz fand ich am besten. Genau das gleiche erlebe ich auch immer wieder und es ist ein schönes Gefühl, nicht alleine damit zu sein. Mir kommt ein ähnliches Beispiel in den Sinn, von dem ich euch gerne erzählen möchte.
    Ich war mit meinem Freund zu Besuch bei einem befreundeten Pärchen. Die Beiden haben noch zwei Kinder und weil es ja in der Gruppe so schön ist, waren dann auch noch die Eltern eingeladen – also saßen wir am Tisch mit 8 Personen. Da man sich lange nicht gesehen hat, redeten alle quer durcheinander. Erst hat keiner gemerkt, dass ich mich in die andere Seite des Raumens zurückgezogen habe, dann aber schon und endlich wurde die empathische Frage gestellt: „Ach Anja, ist das von der Akustik her für Dich auszuhalten?“… Ich habe versucht zu erklären, dass es mir hilft, wenn wir nacheinander reden und ich so sitze, dass ich alle ansehen kann. Gesagt getan, der Geräuschpegel reduzierte sich und auch ich hatte endlich die Chance, an dem Gespräch teilzunehmen und fühlte mich nicht mehr ausgegrenzt- es klappte in etwa 15 Minuten…
    Der Abend wurde länger und ich schaute meinen Freund sehnsüchtig mit dem *können-wir-bitte-heim-Blick“ an. Es kam der „ach-Schatz-nur-noch-ne-halbe-Stunde-Dackelblick“ als Antwort und so folgten zwei weitere, unendlich lange Stunden. Resigniert versuchte ich mich mit meinem Handy abzulenken und arbeitete gegen die aufkommenen Kopfschmerzen und den Kloß im Hals an, der wuchs und wuchs. Und dann kam der Abschluss, der Freund wollte seine neuen DolbySurround Lautsprecher präsentieren und damit das so richtig toll rüberkommt, ließ er einen Autofilm auf voller Lautstärke laufen…. SUUPER… alle waren begeistert von dem „schönen“ Abend und ich konnte auf dem Heimweh kaum meine Tränen zurückhalten.
    Uns Höreingeschränkten wird vorgeworfen, dass wir uns zurückziehen und es ist auch Teil des Krankheitsbildes. Was wäre aber, wenn wir alle einen gemeinsamen Weg finden könnten, der zwar auf gegenseitiger Rücksichtnahme beruht, aber uns trotzdem ein Leben in Gesellschaft ermöglicht? Und wie könnte so ein gelungenes Miteinander wohl aussehen?

    Herzlichen Dank Helga für Deinen Impuls
    Liebe Grüße
    Anja

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